Dienstag, 17. September 2013

Die seltene und besondere Fähigkeit zuzuhören

Wenn man sich zu sehr mit sich selbst beschäftigt, besteht die Gefahr, dass man kein offenes Ohr für Andere hat. Oft beschäftigt uns etwas und wir würden es gerne jemanden erzählen. Ein häufiger Nebeneffekt davon ist, dass wir in unserer Euphorie ganz vergessen auch mal den Anderen zuzuhören.

Es kommt in Gesprächen vor, dass man spricht und, sobald eine kleine Pause eingelegt wird, der Gesprächspartner sofort etwas zu erzählen beginnt (wenn er oder sie uns nicht schon vorher ins Wort gefallen ist und uns damit unterbrochen hat), was mit dem Gesprächsthema nichts zu tun hat. Es ist selbstverständlich unhöflich, aber dafür leider ziemlich verbreitet!

Ich habe schon so manche Erfahrungen gemacht, in denen ich einfach nur interessiert zugehört habe, ohne meine Meinung dazu zu äußern. Und es ist schon vorgekommen, dass mein Gresprächspartner zum Schluss gesagt hat, dass er sich mit mir sehr gut unterhalten hat. Aber ich habe doch nichts gesagt! Ganz offensichtlich ist es sehr einfach ein gutes Gefühl zu übermitteln, wenn man zuhören kann.

Viele von uns wollen vielleicht, je nach Situation, nur etwas erzählen, ohne unbedingt eine Antwort zu verlangen! Andererseits gibt es interessante Menschen, bei denen man – auch bei nicht unbedingt tiefsinnigen Gesprächen – durchaus beim zuhören, Neues lernen kann.


Sonntag, 15. September 2013

Jetzt – ich kann leider nicht! #3

Jetzt kann ich gerade nicht: Eine erfolgreich getestete Ausrede! Es kommt vor, dass man keine Lust hat etwas zu unternehmen und erfindet man auf die schnelle eine Geschichte, um etwas zu vermeiden, was man im Moment nicht machen möchte. Die Frage ist: Wen lüge ich an? Ich vermeide etwas spontanes, um in meiner Routine zu bleiben und das Bekannte zu wiederholen. Motivationstrainer nennen das Phenomen "Die Komfortzone". Ich weiß nicht, ob es ein schöner Abend, oder ein schönes Wochenende hätte werden können. Eventuell nicht! Aber eines steht fest: Ich habe mir selbst die Gelegenheit genommen, etwas Neues, oder zumindest anderes als sonst, zu unternehmen.

Im Dojo lernen wir "Jetzt" zu entscheiden. Im Kampf gibt es keine Möglichkeit einen Fehler zu berichtigen: Wenn man nicht abwehrt, wird man getroffen. Das ist eine klare Botschaft! Wenn wir etwas nicht gleich entscheiden (obwohl wir es könnten), besteht die Möglichkeit, dass die Gelegenheit für immer vorbei ist. In diesem Fall haben wir die Lehre aus dem Training nicht in den Alltag umgesetzt.

Mittwoch, 11. September 2013

... immer die gleiche Leier bzw. der Weg ist das Ziel

Aufnahme: Frank Herholt
Träume, Ziele, Vorstellungen. Es sind oft große Dinge, die nicht immer erreichbar sind. Und wie oft fragt man sich: Wie kann ich dahin kommen, wo ich hin will? Die Antwort ist einfach:

Man soll klein angefangen und am besten sofort!

Großes wird durch Details erreicht. Im Karate wird ein hohes Niveau nicht durch die Anzahl der Kata die man kennt gekennzeichnet, oder durch die Pokale die zu Hause liegen nachgewiesen. Die ständige und unermüdliche Arbeit an den Kleinigkeiten, mit der wir nicht zufrieden sind, oder die immer wieder von unserem Trainer verbessert wird – das ist der richtige Weg.
Es ist möglicherweise eine mühsame Arbeit, aber gerade aus diesem Grund gilt an dieser Stelle das Rezept "Liebe zum Detail". Im laufe der Zeit dann, wenn viele Details ausgefeilt und zueinander stimmig sind, ergibt sich ein Gesamtes, welches Ausdruck von Qualität ist.

Oft ergibt sich im Training oder auf Lehrgängen folgende Situation: Ich sehe eine besonders gut ausgeführte Technik und sage zu der Person "Sehr gut, Kompliment!" Die Antwort lautet ab und zu: "Nein, es ist noch nicht gut genug!" An dieser Reaktion erkenne ich grundsätzlich ein guten Karateka, der seinen Weg zum Ziel gemacht hat.

Sonntag, 8. September 2013

Jetzt – oder doch lieber Morgen? #2

Stellt euch vor: Es ist jetzt: Ein schöner Spätsommerabend! Der Sonnenuntergang wird bestimmt fantastische Farben erzeugen und die frisch gewordene Luft ist gerade sehr angenehm. Man kann selbst den ankommenden Herbst förmlich riechen. Aus dem Wohnzimmer denken wir: Ich ziehe die leichte Jacke an und gehe gleich auf die Wiese vor dem Haus, oder fahre kurz zum nächsten Hügel, es dauert nur ein paar Minuten. Ich will diesen besonderen Augenblick des Sonnenuntergangs nicht verpassen!

Auf dem Weg zur Jacke klingelt das Telefon: Gehe ich ran? Falsche Frage! Oder: Ich sollte doch endlich mit der Steuererklärung beginnen, es ist sowieso schon sehr spät. Falscher Gedanke!
Die Liste könnte unendlich lang werden. Es ist aber nicht nötig, noch ein paar Minuten und wir können gleich zu Hause bleiben, ohne eine Ausrede erfinden zu müssen!
Leider können wir uns alle, in diesem Beispiel, wiedererkennen.

Es ist einfach schade: Manche Augenblicke kommen nie wieder!

Freitag, 6. September 2013

Die Lektionen

Auch der alte Meister hatte seine Lehrer und Wegbereiter, ihre Wege hatten sich zu den unterschiedlichsten Zeiten gekreuzt. Das Zusammentreffen war nie zufällig, auch wenn es immer wieder den Anschein des Zufalls hatte – der alte Meister wusste, dass es keine Zufälle gibt – und immer eine Bereicherung. Er traf seine Lehrer nicht immer persönlich, einige waren Buchautoren die ihre Gedanken und Erfahrungen zu Papier brachten, von anderen hatte er Geschichten erzählt bekommen. Gezielt suchte er wenige Lehrer auf, bei denen er sich sicher war, dass sie seinem Wissen neue Impulse gaben. Sehr dankbar ist der alte Meister seinen Schülern gegenüber, die ihn mit ihren Fragen immer wieder zum Nachdenken bringen. Von Kindern, die ihre Welt unvoreingenommen und rein sehen, lernt er stetig dazu. Der alte Meister weiß, dass sein Wissen eingeschränkt ist und dadurch dass er es sich täglich vor Augen führt, hat er entschieden ein Leben lang zu lernen. Der offene Geist hat immer Platz für neue Impulse. Der Gedanke des Zen-Meisters Shunryû Suzuki hat sich der suchende Kämpfer zur Lebenseinstellung gemacht: Zen-Geist Anfänger-Geist.

Dienstag, 3. September 2013

Spiegelung

Als ich in jungen Jahren das Kunstgymnasium besuchte, lernte ich, um Fehler in einer Zeichnung festzustellen, sie in einem Spiegel zu betrachten. Durch das Spiegeln fallen sofort die Unstimmigkeiten auf.
Ähnlich ist es, wenn wir uns digital dargestellte Zahlen oder Buchstaben im Spiegel anschauen:
Aus einer "2" wird plötzlich eine "5"; aus einer "3" wird ein "E"; auf den Kopf gedreht wird aus "38317" sogar "LIEBE".
Sinngemäß, wenn wir unsere Einstellung genau so spiegeln, also aus der Sicht unseres Gegenüber betrachten, können wir genauso Schwachstellen viel einfacher erkennen. Danach brauchen wir nur noch einen Radiergummi, um die Bleistiftlinien zu korrigieren und plötzlich, fühlen wir uns wohler, oder kommen besser mit unseren Mitmenschen zurecht.  

"Nicht der äußere Mensch, sondern der innere hat Spiegel nötig. Man kann sich nicht anders sehen als im Auge eines fremden Sehers."
 Jean Paul (1763 - 1825), deutscher Dichter

Sonntag, 1. September 2013

Jetzt – der richtige Moment #1



Kalligraphie "Jetzt" von Bernd Weinreich
Wir wissen aus zahlreicher Literatur und verschiedenen Philosophien (Kampfkünstlern ist besonders der Zen-Buddhismus vertraut), dass der wichtigste Augenblick im Leben der Jetzige ist. Er entscheidet über Glück oder Unglück bei jedem von uns. Doch jeder von uns hat immer irgendeinen mehr oder weniger plausiblen oder gut nachvollziehbaren Grund, um sich schöne Momente im Leben selbst weg zu nehmen. Ich ertappe mich selbst oft dabei! Die Zeit vergeht und irgendwann stellen wir fest, dass weder das abbezahlte Haus, noch das gut gefüllte Sparbuch oder sonstige vergleichbare Dinge, die wir besitzen, die verlorene Zeit ersetzen können.

Gibt es eine mögliche Lösung? Sicherlich keine Pauschalisierte die für jeden ein Erfolgsrezept anbieten kann. Aber das Wissen und das sich eingestehen, dass wir viel zu oft nicht "leben", sondern nur existieren, ist schon mal ein guter Anfang. Jetzt brauchen wir nur noch zu handeln. Und das könnte mit der Frage beginnen: "Diese sehr wichtige Sache, die ich gerade erledige, ist sie wirklich so wichtig?" Vielleicht lieber mal zuerst die Perspektive wechseln und dann antworten, ohne sich dabei selbst anzulügen! Es ist ein Spiel, welches sogar Spaß machen kann. Dabei kann man sich besser kennenlernen und, vor allem, beginnen intensiver zu leben!

So ein komplexes Thema verdient mehr als ein paar Zeilen. Weiteres dazu die nächsten Sonntage.