Sonntag, 31. Mai 2015

Fehler begrüßen

Oft herrscht die Meinung, dass Fehler etwas Negatives sind. Sie sind aber da, um uns klar zu machen, dass die Lösung in einer anderen Richtung liegt. Das wird aber viel zu oft übersehen, und schon geht der Zeigefinger nach oben, vor allem wenn eine andere Person den Fehler begeht. Das ist einfach! Was ist aber mit den eigenen Fehlern? Heben wir auch so schnell den Zeigefinger oder übersehen oder verstecken wir lieber unsere Schattenseite?
Klar, den anderen gegenüber stehen wir besser da – vielleicht. Ein nicht zugegebener Fehler ist ein Zeichen der Schwäche, sobald er erkannt wird. Aber was passiert mit uns? Wenn wir uns selbst anlügen, ist das noch schlimmer. Außerdem haben wir dabei nichts gelernt und nächstes Mal werden wir denselben Fehler wieder machen.

Donnerstag, 28. Mai 2015

Habe ich wirklich keine Zeit?

Im Zeitalter der unbeschränkten Kommunikation, in dem wir uns befinden, werden wir ständig von allem Möglichen abgelenkt. Mal sind es die Medien, das Smartphone oder die noch nicht beantworteten Mails, aber auch das schöne Wetter, der unerwartete Besuch, der Spaziergang ... Das alles ist in Ordnung und richtig! Wir haben Verpflichtungen und das Leben darf zwischendurch auch noch genossen werden.
Natürlich kennt jeder von uns den Satz: „Ich habe so viel zu tun, ich komme gerade zu nichts!“ Diese Aussage bedeutet, dass wir in der Tat etwas machen möchten, was uns wichtig ist, aber wir lassen uns gerne ablenken. Und natürlich glauben wir fest daran, dass wir „keine Zeit haben“. Mit dieser Einstellung werden wir immer unseren Aufgaben und Wünschen nachlaufen, ohne sie erreichen zu können, und wenn doch, dann nur mit großem Aufwand.

Mit ein bisschen Struktur und Disziplin ist vieles einfacher. Und zwar viel einfacher, als wir je gedacht hätten.

Sonntag, 24. Mai 2015

Das wahre Gesicht der Probleme

Unter bestimmten Umständen haben wir die Tendenz, uns zu ärgern, weil wir dahinter Schwierigkeiten erkennen, die uns belasten. Diese Zustände bezeichnen wir als „Probleme“. Das Erste, was wir dabei übersehen, ist, dass wir Fakten aus einer bestimmten Perspektive betrachten: aus unserer. Anders betrachtet präsentieren sich veränderte Tatsachen. Plötzlich bietet sich eine Lösung an oder wir sehen eine neue Möglichkeit.
Im Erkennen der positiven Aspekte eines Problems steckt immer die Chance, sich zu entwickeln, besser zu sein als gestern.

Man kann sich entscheiden, nie Probleme zu haben, sondern nur Situationen, Aufgaben oder Engpässe, welche es zu bewältigen gilt.

Mittwoch, 20. Mai 2015

Wichtiges im Leben verpasst?

Viele von uns beklagen sich darüber, dass alles immer schneller geht. Die Entwicklung schreitet wie noch nie voran, man hat den Eindruck, dass neues Wissen beim Erscheinen bereits teilweise veraltet ist. Und wir wollen am besten alles Mögliche mitbekommen: die aktuelle Politik begreifen, um mitreden zu können, die neuesten Sportarten ausprobieren, nichts in der Freizeit verpassen, überall dabei sein ...

Wenn wir dann mit dem Rasen fertig sind, sind wir ausgepowert, es bleibt uns einfach nichts. Irgendwann verstehen wir dann (im schlimmsten Fall zu spät), dass wir nur funktioniert haben – und zwar nach den Erwartungen der anderen. Wir wollten eigentlich gutes Ansehen genießen. Und natürlich werden wir nie zugeben, dass wir alles falsch gemacht haben, uns gegenüber auch nicht.

Nicht alles tun, sondern nur das für uns Richtige – darauf kommt es an. Nicht nach Klischees handeln, sondern nach unseren eigenen Bedürfnissen. Und wenn sie bescheiden sind, ist das kein Grund, sich zu verstecken!

Sonntag, 17. Mai 2015

Warum und wie

Jedes Mal, wenn wir uns ärgern, verursachen wir uns selbst Stress. Es kommt sogar vor, dass wir uns über Personen aufregen, die gar nicht anwesend sind, oder über Situationen, welche der Vergangenheit angehören. Das sind deutliche Beispiele für unnötige Belastungen, die wir in unserem Kopf schöpfen, ohne dass die betroffene Person überhaupt etwas davon mitbekommt oder die vergangenen Geschehnisse geändert werden können. Absolut unnötig!

Es ist empfehlenswert, das „Warum“ durch das „Wie“ zu ersetzen. Anstatt sich zu fragen: „Warum passiert so etwas?“, ist es besser, sich zu fragen: „Wie kann ich es anders anpacken?

Donnerstag, 14. Mai 2015

Ein Kaffee jeden Tag

Der Meister fuhr jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit. Für gewöhnlich holte er sich morgens immer einen Kaffee bei der Bäckerei am Bahnhof. Er hatte nach einer gewissen Zeit einen Obdachlosen wahrgenommen, der sich morgens am Bahnhof aufhielt. Der Mann in der Bäckerei erzählte dem Meister, dass er dem Obdachlosen gelegentlich einen Kaffee ausgab.

Der Meister traf eine spontane Entscheidung und sagte: „Das ändern wir jetzt. Er soll jeden Tag einen Kaffee bekommen, ich bezahle ihn. Er soll aber bitte nicht erfahren, von wem der Kaffee kommt.“ Damit wollte er sich nicht profilieren, er wollte lediglich auf derselben Augenhöhe bleiben.

     Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.
     – Gichin Funakoshi

Sonntag, 10. Mai 2015

Gorin no sho – Wissen und Talent #11

Musashi schreibt:

[...] Wissen und Talent stoßen in der Menschenwelt auf Grenzen; das gilt sogar für die Kampfkunst. Darum soll der Geist dem „Nichts“ gehören. Dieses bedeutet: Unbegrenzt-Sein. 

Als Bestandteil der Gesellschaft bekommen wir ständig Impulse und werden kontinuierlich beeinflusst. Das ist zwar bereichernd, aber – und es ist kein Widerspruch – es ist auch eine geistige Einschränkung! Es handelt sich überwiegend um eine rationelle und analytische Erziehung: Ich mache etwas, weil ... ich unterlasse etwas anderes, weil. Das fokussiert uns auf etwas Bestimmtes und dadurch entstehen Grenzen und wir übersehen das Ganze, welches über die Sinne hinausgeht.

Mit „Nichts“ bezieht sich Musashi auf die Befreiung von Konventionen und das Wissen. Dadurch kann man unvoreingenommen handeln, es entfaltet sich das Entscheidende, basierend auf Intuition. Das Loslassen von vorhandenen Kenntnissen erweitert uneingeschränkt den eigenen Horizont, lässt uns gedachte Grenzen überschreiten.

Donnerstag, 7. Mai 2015

Es gibt nie nur eine Wahrheit

Der junge Schüler war davon überzeugt, dass, wenn jemand ungerecht handelt, er unverzüglich dafür bestraft werden muss. Darüber diskutierte er mit seinem Meister, der die Meinung vertritt, dass eine Situation zuerst mit Sorgfalt abgewogen werden soll, bevor eine Entscheidung getroffen wird, welche eventuell später bereut werden muss. Hartnäckig hielt der junge Mann an seiner Meinung fest.

Auf dem Sofa lag zwischen den beiden Männern ein Kissen. Der Meister hob das Kissen, zeigte dem Schüler die untere Seite davon und sagte: „Dieses Kissen hat eine glatte Oberfläche, oder?“ „Ja“, lautete die Antwort. „Für mich hat es aber ein schönes Muster“, dabei drehte der Meister das Kissen um und zeigte dem Schüler die schön dekorierte Oberseite. „Es gibt nie nur eine Wahrheit. Es ist immer eine Frage der Perspektive, aus der eine Situation betrachtet wird.“ Der Junge starrte sprachlos und mit offenem Mund auf das Kissen. Der Meister ging, wissend, dass der Schüler auf dem richtigen Weg war, die Lektion zu verstehen.

Sonntag, 3. Mai 2015

Gorin no sho – Steifheit und Beweglichkeit #10

Musashi schreibt:

[...] Steifheit verursacht eine „tote Hand“, Beweglichkeit ist die Quelle einer „lebenden Hand“. [...]

Flexibel und anpassungsfähig zu sein, sind grundsätzliche Voraussetzungen, um siegreich aus einem Kampf hervorzutreten. Bekanntlich ist Bewegung Leben und Stillstand Tod. Das wissen wir sowohl aus der Biologie als auch aus der Wirtschaft. Aus alten Weisheiten wissen wir, dass alles im Leben fließt.

In den Kampfkünsten bezieht sich das Prinzip nicht nur auf die körperliche Beweglichkeit, sondern auch auf die geistige: die Konzentration nicht „steif“ auf einen Punkt fokussieren, sondern „beweglich“ auf das Gesamtbild fließen lassen. Vorzeitig erkennen und entsprechend handeln, am besten ohne den Intellekt einzuschalten (Mushin). Diese Lehre ist eine sehr wichtige Lebenseinstellung, welche uns täglich begleiten sollte.

"Be water my friend"
  Bruce Lee