Mittwoch, 30. Oktober 2013

Hagakure – Subjektivität und Ego #2

Der Denker von Hans-Jörg Limbach in Stuttgart
Im Hagakure steht:

"[...] Wenn jemand einem ernsthaftem Problem gegenübersteht, muss er es einmal ein Weilchen zur Seite legen, sich auf die Grundlagen besinnen, die in den vier Gelübden zitiert werden, und frei von seinem Ego entscheiden. So wappnet er sich gegen ernste Fehlurteile."

Es liegt in der Natur des Menschens, für richtig zu halten, was man denkt. Das ist subjektiv und aus dem Grund auch möglicherweise falsch. Diese Tatsache macht uns nicht unbediengt zu schlechten Menschen, aber unser Ego zwingt uns die eigene Meinung zu verteidigen, teilweise selbst dann, wenn wir in unserem tiefen Inneren fühlen, dass wir gerade etwas unkorrektes meinen.

Lassen wir uns die nötige Zeit, um in Ruhe eine Situation oder eine Meinung zu überdenken. Später – mit Abstand und Charakter – wird es einfacher sein, sich eine nicht voreingenommene Sichtweise anzueignen. Das ist, unter anderem, ein Zeichen von Größe.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Nicht denken, sprechen!

Missverständnisse machen uns unnötigerweise das Leben schwer. In manchen Situationen fühlen wir uns von unseren Mitmenschen enttäuscht. Diese Personen stehen uns oft sehr nahe und gerade aus diesem Grund ist die Enttäuschung noch größer. Genauso können wir wiederum jemand verletzen, ohne es zu wollen. Jeder hat eine eigene Sichtweise und Etwas, was für uns selbstverständlich ist, kann für den Anderen etwas negatives sein. 
Was hilft? Eventuell nur ein einziges Wort, oder höchsten ein Gespräch! Schon mal gehört?: "Das hat mich komplett gestört!" "Und, hast du was dazu gesagt?" "Nein, ich habe einfach meinen Teil gedacht, ich sage lieber nichts."

Suchen wir nach Lösungen, nicht nach Schuldigen. Erzeugen wir Kommunikation, nicht Resignation. Zeigen wir Charakter, nicht Frustration.

Sprechen wir lieber, bevor wir zu viel denken! Auch das, lehrt die Kampfkunst ...

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Das Unmögliche möglich machen!

In manchen Situationen kann das Gefühl aufkommen, dass es keinen Ausweg mehr gibt! Egal was unternommen wird, eine Lösung ist einfach unmöglich!
... Doch nicht immer. Wir sind wohl in der Lage mehr in Bewegung setzen, als wir denken. Nur trauen wir uns es nicht: Wir finden immer Argumente, um unsere "Theorie" zu bestätigen und stehen lieber als Verlierer da, bevor wir zu viel riskieren.

In der Kampfkunst wird eine Entscheidung getroffen und anschließend sofort umgesetzt.
Es steht keine Frage mehr zur Debatte, an einen Rückzug ist nicht zu denken. So einfach ist das Erfolgsrezept: Nach der Festlegung der Vorgehensweise, ist kein Platz mehr für Bedenken. Somit wird es klar: Das scheinbar Unmögliche ist einfach möglich zu machen! Es ist oft nur eine Frage der Denkweise ...

Sonntag, 20. Oktober 2013

"Was kannst du eigentlich?" "Nur ein bisschen Karate."

Aufnahme: Nils Urbaniak
Wir alle kennen das: In einem kleinen Gespräch kommt man früher oder später oft auf die Themen Sport und Freizeit. Nicht selten wird erzählt. "Ich jogge gerne, am Wochenende fahre ich viel Fahrrad, in jungen Jahren war ich lange in der Leichtathletik tätig, unter der Woche gehe ich regelmäßig ins Sportstudio. Zwischendurch habe ich ein paar Jahre Tennis gespielt und im Winter fahre ich gerne Ski". Als Zuhöhrer fängt man an, sich zu fragen, "Und was mache ich überhaupt?" Ich habe vor langer Zeit aufgehört mir diese Frage zu stellen. Dafür warte ich auf die Frage, welche unweigerlich von meinem Gesprächspartner kommt: "Und du?" Dann antworte ich: "Ich kann nur ein bisschen Karate ..." Immer wieder hat der andere keine weiteren Fragen mehr, das Thema wird gewechselt und er hat entschieden, meine Antwort nach seinem Empfinden zu interpretieren. Schade!

Wenn man sich in einer solchen Situationen unwohl fühlt, weil man der Meinung ist, im Leben zu wenig erlebt zu haben, dann tut man sich selbst Unrecht! Fragt man nach dem "Protzen" der Gesprächspartner nach irgendwelchen Details, wird man schon bald feststellen, dass die genannten Tätigkeiten nur oberflächlich behandelt worden sind! Wie kann es auch anders sein?
Ich bin bestimmt langsam, aber wenn ich darüber nachdenke, dass ich nach knapp 40 Jahren Karate-Praxis und -Theorie noch sehr viel zu lernen habe, und der überzeugten Meinung bin, dass ich nur "Ein bisschen Karate mache", dann bin ich richtig froh, dass ich mich, die ganzen Jahre, nur auf eine Sache konzentriert habe!

Und wieder zeigt sich: Zen-Geist, Anfänger-Geist*

* Zen-Buch von Shunryu Suzuki
 


Freitag, 18. Oktober 2013

Hagakure – Der weg des Samurai #1

Hagakure, das Buch von Yamamoto Tsunetomo – zwischen 1710 und 1716 geschrieben – ist ein Ehrenkodex der Samurai. Dadurch, dass es prinzipiell von strenger Disziplin und konsequentem Benehmen handelt, lässt sich vieles auch in das heutige Leben übertragen und kann uns nur bereichern. Hier möchte ich eine neue Serie über ausgewählte Kapitel aus dem Hagakure starten. Die Intention ist, aus des Sicht der Kampfkunst zu analisieren, wie wir bestimmte Prinzipien aus diesem Werk in die heutige Gesellschaft interpretieren können, um Werte zu leben. 

Tsunetomo beginnt das Hagakure mit dem Satz: "Ich habe herausgefunden: Bushido, der Weg des Kriegers, liegt im sterben." Er beschreibt dann ein konsequentes und kompromissloses Handeln – im Dienste des eigenen Shogun –, bis zum Tod. So eine extreme Konsequenz ist heute (glücklicherweise) nicht erforderlich. Doch wer entscheidet, geradlinig durchs Leben zu gehen, hat den Vorteil, seinen Charakter gezielt zu bilden.
 Wenn wir uns diesem Werk, der die ganze japanische Gesellschaft seit Generationen formt, öffnen, werden wir unsere Sichtweise sicherlich erweitern. Es mag eine strenge Denkweise daraus resultieren, aber gerade aus dem Grund stärkt sie uns in unseren Handlungen und verleiht uns die Fähigkeit klare Entscheidungen zu treffen.
  • Dienstag, 15. Oktober 2013

    Der Schlüssel zur Freiheit: Kein Schicksal!

    Wie viele Türen kann ich mit meinem Schlüssel im Kopf aufmachen? ALLE!

    Ist es Schicksal, wenn jemand seinen Arbeitsplatz verliert (bedingt durch die Wirtschaftliche Situation, oder der Neid am Arbeitsplatz, ein zusammenspiel von mehreren Ereignissen, oder, oder, oder), oder hat diese Person ein gewisses Verhalten an den Tag gelegt, welches zum Verlust des Arbeitsplatzes geführt hat?
    An alles was uns passiert sind wir direkt beteiligt und wir haben es mit verursacht. Das gilt sowohl für Positives, als auch für Negatives. Das Verinnerlichen von dieser Tatsache führt uns zu der selbstverständlichen Übernahme der Verantwortung für unseres Tun. Das wiederum befreit uns von Ausreden, vor allem uns selbt gegenüber, die uns im Grunde das Leben nur unnötig schwer machen. Das Zugeben und Akzeptieren der eigenen Schwächen befreit!

    Sonntag, 13. Oktober 2013

    Jetzt – ich habe doch Zeit! #7

    Aufnahme: Nils Urbaniak
    Ein guter Freund von mir sagt: "In meinem Kalender gibt es kein 'mal': Wir machen 'mal' was aus ... Nenn mir jetzt einen Tag an dem du Zeit hast, und wir tragen den Termin gleich ein!"

    Die Zeit kann eine Illusion sein. Was wir heute nicht machen und der Meinung sind, dass wir uns es auch ein anderes 'mal' vornehmen können, ist für den Moment verpasst und es besteht die Gefahr, dass es nie gemacht wird. Wir glauben Zeit zu haben, wissen aber nicht, was die Zukunft bringt. Diese Tatsache wird leider viel zu oft erst dann festgestellt, wenn es zu spät ist.

    Am besten ist, aus der eigenen "Komfortzone" raus zu gehen, zu handeln, und zwar JETZT!

    Donnerstag, 10. Oktober 2013

    Kampfgeist

    Rainer Gairing und Bernd Weinreich
    Eine wichtige Lehre, die ich aus dem Karate zu meinen Charaktereigenschaften gewonnen habe, ist der Kampfgeist. Hier ein Beispiel. Wer Wettkämpfer war oder ist, weiß das: Egal wie gut dich dein Trainer vorbereitet hat, oder wie sehr du von deinen Freunden unterstützt wirst, als Einzelkämpfer oder in der Mannschaft, auf der Kampffläche bist du immer alleine, und nur auf dich gestellt. Niemand kann dir helfen und das weißt du. Dann gilt (wie mein Karateka-Freund Klaus Späth sagen würde): "Visier runter und vor!"
    Diese wertvolle Erfahrung prägt deinen Charakter und du wirst zum Kämpfer, auch in den anderen Bereichen des Lebens.

    In meiner Selbstständigkeit habe ich, so gut wie alle Selbstständigen, Höhen und Tiefen erlebt. Dank meine Einstellung, konnte ich in schwierigen Phasen immer irgendeine Lösung finden, die meine Agentur unterstützt hat, die schlechten Zeiten zu bewältigen. Das verdanke ich dem Kampfgeist der sich in mir, durch das Karate, entwickelt hat. Kann gut Möglich sein, dass ohne die Karate-Einstellung, ich den einen oder anderen Kampf zu bald aufgegeben hätte, eventuell sogar kurz vor dem Ziel. Die Konsequenz wäre möglicherweise die Geschäftsaufgabe gewesen.

    Ich sage nicht: "Ich bin halt so!" Dank Karate sage ich: "Ich bin so, wie ich sein will!"




    Dienstag, 8. Oktober 2013

    Kata-Lehrgang in Ulm

    Am kommenden 19. Oktober hat das Karate-Dojo VfL Ulm einen Lehrgang über das Thema Kata organisiert.
    Es wird bestimmt ein schöner Tag werden, verbracht mit einem Teil der großen Karate-Familie.
    Ich bedanke mich für die Einladung der Ulmer Karate-Schule und dem Dojo-Leiter Reinhard Foschum (Foschy).

    www.vflulm-karate.de

    Sonntag, 6. Oktober 2013

    Jetzt – die Faulheit überwinden #6

    Wenn ich eine Aufgabe erledigen soll, oder die Möglichkeit habe etwas zu unternehmen, aber gerade keine Lust dazu habe, besteht die Gefahr, dass ich mein Vorhaben verschiebe oder sogar streiche. Ist mir die Unternehmung wichtig, habe ich eine Methode, um mich dazu zu zwingen: Ich sage mir "Wie wirst du morgen (oder in zehn Jahren) über deine faule Entscheidung urteilen?" Diese Art von Herausforderung, dieser Hinweis auf Verpasstes, was sich nicht wiederholen lässt, ist Motivation genug, um im "Jetzt" meine Faulheit zu überwinden. Leider ist es immer wieder so, dass spontane Entscheidungen nötig sind, ohne natürlich das Überlegte zu vernachlässigen. Es soll immer abgewogen werden, welche die bessere Lösung ist: Die spontane oder die durchdachte Entscheidung.

    Und schon wieder entscheidet das "Jetzt" – Beispiel: Das nächste mal, wenn du Sonntagnachmittag faul auf dem Sofa sitzt und plötzlich das Telefon klingt, und jemand spontan ein Eis essen gehen will (oder bedingt durch die Jahreszahl, eine heiße Schokolade trinken), dann sag' einfach JA! – lebe im "Jetzt".

    Freitag, 4. Oktober 2013

    Es gibt keine Zufälle, sondern nur Ursachen!

    Ich bin der überzeugten Meinung, dass es keine Zufälle gibt.
    Es kann passieren, dass man irgendwann "zufällig" eine Person trifft, die man schon lange nicht mehr gesehen hat. Ausgerechnet am selben Tag und um die selbe Uhrzeit, befindet sich diese Person auch "zufällig" an dem Ort, wo beide Personen sonst nie sind, sodass das Treffen sich einfach "zufällig" ergibt. Diese Situation habe ich zum Beispiel vor langer Zeit, auf dem Mailänder Dorm, erlebt: Dort habe ich eine alte Bekannte aus Göppingen getroffen.
    Sind das dann tatsächlich lauter Zufälle, oder eine Reihe von Entscheidungen, die uns zusammen geführt hat?
    "Es ist ein Zufall, dass du mich noch erreicht hast, ich wollte gerade gehen!"
    "Mein kleiner Sohn hat mich zufällig erwischt, während ich heimlich das Nutella-Glas in der Küche leerte" ...

    Es gibt die unterschiedlichsten Situationen, in denen wir von Zufälle reden. Ich denke, dass es konstruktiver ist, sich darüber Gedanken zu machen, warum sich eine bestimmte Situation ergibt, und künftig, durch die gewonnenen Erkenntnisse, neue Situationen besser beherrschen.

    Dienstag, 1. Oktober 2013

    Eine tiefere Lehre der Kata

    Für viele Karateka ist es klar, wie wichtig und unentbehrlich die Kata sind. Ohne sie wäre eine Kampfkunst einfach unvollständig! Sie beinhalten Aspekte, welche nicht im Vordergrund stehen und uns doch bedeutend formen, nicht nur als Karateka, sondern auch als Mensch. Heute möchte ich euch von Einem erzählen.

    Eine Kata wird gelernt, vertieft, bis in die kleinsten Details perfektioniert. Manches wird im laufe der Zeit doch in Frage gestellt und teilweise geändert oder angepasst. Und dies geschieht immer und immer wieder. Irgendwann bekommt man den Eindruck, dass man die Kata endlich verstanden hat, und zwar spätestens dann, wenn man dessen Techniken nicht mehr ausführt, sondern mit dem gesamten Wesen fühlt und dazu das Bunkai in mehreren Varianten beherrscht! Was soll aber das ganze sein, oder was verursacht es überhaupt?

    Wir üben uns in Geduld und Ausdauer, lernen das Warten. Wir verstehen, dass wirklich gute Dinge – welche auf Dauer Qualität haben – nur langsam wachsen können. Die Zeit relativiert sich, weil das Erleben der gewonnenen Erkenntnisse wichtiger geworden ist, als irgendwelche Ziele die man sich gesetzt hatte. Das Ankommen wird auf diesem Weg völlig unwichtig, vielleicht wollen wir inzwischen auch nicht mehr irgendwo ankommen.

    Das Ganze ist so eine tiefe Lehre, dass wir sie nicht wahrnehmen, weil sie an unserem Bewusstsein vorbeigeht. Ja, sie geht direkt ins Unterbewusstsein über und verändert uns als Menschen, ohne dass wir es aktiv mitbekommen ...