Für viele Karateka ist es klar, wie wichtig und unentbehrlich die Kata sind. Ohne sie wäre eine Kampfkunst einfach unvollständig! Sie beinhalten Aspekte, welche nicht im Vordergrund stehen und uns doch bedeutend formen, nicht nur als Karateka, sondern auch als Mensch. Heute möchte ich euch von Einem erzählen.
Eine Kata wird gelernt, vertieft, bis in die kleinsten Details perfektioniert. Manches wird im laufe der Zeit doch in Frage gestellt und teilweise geändert oder angepasst. Und dies geschieht immer und immer wieder. Irgendwann bekommt man den Eindruck, dass man die Kata endlich verstanden hat, und zwar spätestens dann, wenn man dessen Techniken nicht mehr ausführt, sondern mit dem gesamten Wesen fühlt und dazu das Bunkai in mehreren Varianten beherrscht! Was soll aber das ganze sein, oder was verursacht es überhaupt?
Wir üben uns in Geduld und Ausdauer, lernen das Warten. Wir verstehen, dass wirklich gute Dinge – welche auf Dauer Qualität haben – nur langsam wachsen können. Die Zeit relativiert sich, weil das Erleben der gewonnenen Erkenntnisse wichtiger geworden ist, als irgendwelche Ziele die man sich gesetzt hatte. Das Ankommen wird auf diesem Weg völlig unwichtig, vielleicht wollen wir inzwischen auch nicht mehr irgendwo ankommen.
Das Ganze ist so eine tiefe Lehre, dass wir sie nicht wahrnehmen, weil sie an unserem Bewusstsein vorbeigeht. Ja, sie geht direkt ins Unterbewusstsein über und verändert uns als Menschen, ohne dass wir es aktiv mitbekommen ...
Lieber Fiore,
AntwortenLöschendieser kurze Text drückt so viel mehr aus, als das, was in Buchstaben auf dem Papier geschrieben steht !
...und ich fühle mich zutiefst verbunden mit meinen Erfahrungen auf meinen Weg im Studieren der Kunst der Musik, welchen ich seit nunmehr 28 Jahren gehe...wie Mahler seinerseits schon sagte: „ das Beste in der Musik steht nicht in den Noten“. Ein sehr kurzes Zitat, aber es sagt so viel ! ...denn auch hier begibt man sich auf einen langen Weg, bis man Musik als Kunst (er)leben kann, in jahrelangen Studien die einzelnen Techniken erlernt, Tonabfolgen oder Melodien einübt (wir Musiker bedienen uns dabei v.a. der sogenannten „Etüden“). Auch hier braucht man Geduld und Ausdauer, tausendfaches Wiederholen, Abspeichern von Griffkombinationen....Perfektionierung in der Formung des Tons....oftmals unter mühevollem „Umlernen“ des bisher Praktizierten und Bekannten....Rückschläge, Zeiten ohne scheinbar sichtbaren Fortschritt (und das wird umso mühevoller, je weiter man auf seinem Weg fortgeschritten ist...) und dennoch: ohne den Zeitpunkt planen oder definieren zu können, war „ES“ plötzlich da: das Gefühl für Musik, das große Verständnis für die jeweilige Komposition...mit allen Sinnen konnte ich es plötzlich wahrnehmen ....und einfach fließen lassen...und so verlieren die geschriebenen Noten ihre Dominanz...denn plötzlich hat sich alles mit Leben gefüllt !
Die Kata ist die Etüde – die Kampfkunst die von Erkenntnissen gereifte Komposition...
...und nun stehe ich als Schüler am Beginn eines ganz anderen und doch so sehr ähnlichen Weges...dem langen, aber interessanten Weg der Kampfkunst....
Hallo Susanne,
Löschendanke für dein Kommentar. Wie man weiß, "Alle Wege führen nach Rom"! ...