Donnerstag, 1. September 2016

Die Geschichte des Tausendfüßlers

Der Tausendfüßler genoss ruhig und glücklich sein Leben im Wald. Die Hornisse sah sich lange diesen Ausdruck von natürlicher Harmonie an, bis sie eines Tages zum Spaß sagte: „Es ist eine große Kunst, so viele Füße gleichzeitig zu bewegen und sie so zu koordinieren, dass du gehen kannst. Aber, sag mal, in welcher Reihenfolge bewegen sich deine Füße?“

Der Tausendfüßler hatte sich die Frage bis dahin noch nie gestellt. Er fing an zu überlegen, um selbst eine Antwort auf die Frage zu bekommen. Jetzt liegt er in einem Grab. Unbeweglich und verdutzt denkt er darüber nach, wie er sich vorwärtsbewegen soll. 

Er weiß nicht, dass er von einem Problem beherrscht wird, welches gar nicht existiert. Geblendet von seinem eigenen, aber sinnlosen Anspruch, welcher ihm keinen Vorteil und keine Verbesserung der Lebensqualität bringt, leidet er unter der Macht seiner eigenen Gedanken.    

Derjenige, der weise ist, weiß, dass es einfach ist, eine List zu erfinden. Die Gründe dafür sind unzählige, meistens herrscht der Neid. Und der Weise weiß auch, wie einfach es ist, der Spontanität zu widersprechen. Wo es keine Probleme gibt, werden gerne welche erdacht.

Der Weise erfindet keine Falle für alles, was die eigene Essenz spontan entwickelt. Er hatte lange gesucht, bis er sich selbst gefunden hat. Und er hat gelernt zu unterscheiden zwischen dem, was seine Augen sehen und dem, was sein Herz fühlt.

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