Dienstag, 1. Dezember 2015

Eine Münze hat immer zwei Seiten

Manchmal hast du in deinem Leben wichtige Entscheidungen getroffen. Dabei, unter bestimmten Umständen, haben sich deine Bestimmungen teilweise als gut erwiesen. In anderen Situationen, bei anderen Umständen, bist du den falschen Weg gegangen und hast Negatives erzeugt, ohne es zu wollen. Dabei hast du dich unwohl gefühlt und du hast von dir gedacht, dass du ein schlechter Mensch bist.   

Wenn du eine Münze betrachtest, die im hellen Licht liegt, glänzt sie und sie zeigt dir ihre schön gestaltete Oberfläche. Dadurch sieht sie gut aus. Wenn du die Münze drehst, siehst du die andere Seite, die unten lag. Vielleicht lag sie lange auf einer schmutzigen Fläche und deswegen glänzt diese zweite Seite nicht mehr. Das Relief zeigt Zahlen und hat Ornamente, welche nicht so schön sind wie auf der anderen Seite. Diese Seite der Münze erfüllt einfach einen praktischen Zweck.     

Beide Seiten der Münze sind gut und erfüllen ihre individuellen Aufgaben. Nur die eine ist hell, weil sie eine Lichtquelle zum Glänzen brachte, die andere glänzt nicht, weil sie im Dreck lag – keine Seite der Münze ist schlecht. Auch in dir gibt es nichts Böses! Zwei Seiten von dir treffen nur Entscheidungen, welche in verschiedene Richtungen gehen können. 

Du passt dich an deine Gesellschaft an und versteckst das, was allgemein für negativ gehalten wird. In einer anderen Gesellschaft würdest du möglicherweise andere Eigenschaften von dir verstecken. Das Spiel ist eine Anpassung an die allgemeinen Regeln. Das leitet deine Entscheidungen. Dabei bist du der Verlierer: Du verlierst deine Identität als Gesamtbild.

Du sollst dir selbst gefallen und dich lieben, so, wie du bist! Wenn bei dir ein Gefühl aufkommt, sollst du es leben, selbstverständlich mit Rücksicht auf die anderen. Wenn das Gefühl Aggressivität oder Direktheit beinhaltet, ist es nicht negativ und es ist nicht böse. Du entscheidest situationsbedingt. Eine Münze hat immer zwei Seiten: Beide Seiten sind gut!

Sonntag, 1. November 2015

Steine und Metalle, die wirklich wichtig sind


Du hast bestimmt gehört, dass man von Metallen, aus denen Ketten und Ornamenten sind, sagt: „Diese Metalle sind kostbar.“
Gehört hast du das ebenfalls auf gewisse Steine bezogen: „Dies sind kostbare Steine“.
Das ist einschränkend und du brauchst diese Lügen nicht zu glauben.

Du weißt genau, dass Kostbares nicht unbedingt glänzen muss. Kostbar ist das Metall, welches die Bretter deines Bootes nagelt.
Genauso kostbar ist das unverzichtbare Metall deines Pflugs, der dich dabei unterstützt, die tägliche Nahrung für dich und deine Familie zu erzeugen.

Ein wirklich kostbarer Stein ist oft unscheinbar. Der Stein, der deine Sichel schleift, die du für die Ernte brauchst, hat für dich einen sehr hohen Wert.
Und kostbar ist auch der Felsblock, der auf deinem Feld liegt, auf dem du nach der Arbeit sitzt, um dich auszuruhen und dabei zu essen.

Sei achtsam, übersieh nicht, was auch im Laufe der Zeit für dich wirklich wichtig ist. Dein ständiges Erschaffen macht dich selbst wertvoll. Gegenstände, die materiell kostbar sind, können deinen Charakter verderben und dich in jemand umwandeln, der du heute nicht sein möchtest. Deine eigene Veränderung würdest du selber möglicherweise zu spät wahrnehmen.
  
Erkenne die Macht der Versuchung und habe Respekt davor. Wenn Schlamm aus Gold wäre, würden viele Menschen nicht zögern, sich für eine Handvoll Schlamm gegenseitig abzuschlachten.






Donnerstag, 1. Oktober 2015

Wenn du gehen sollst, dann geh!


Wenn jemand zu dir sagt: „Es wird Schlechtes über dich erzählt. Dein Name gerät in Verruf, du wirst selbst bald davon erfahren und die Konsequenzen tragen“, solltest du nicht deine Hand an den Griff deines Schwertes bringen. Dadurch würdest du im besten Fall so viel verändern, dass es dich nur noch mehr schädigen würde.

Stattdessen ziehe dich zurück, rolle deine Matte aus, setze dich bequem hin und meditiere. Schaffe Abstand zwischen negativen Gefühlen, welche deinen Geist und dein Dasein durchdringen könnten. Halte deine Gedanken klar – du wirst erkennen, dass diejenigen, die es nötig haben, Negatives zu verbreiten, unglücklich in ihren Leben sind.

Wenn jemand zu dir sagt: „Wir haben entschieden, dass du gehen sollst, weil wir dich hier nicht mehr haben wollen“, fange nicht an darüber zu diskutieren. Drohe auch nicht, weil du nicht mehr akzeptiert wirst – dadurch machst du dich auch nicht beliebter und bekommst auch nicht mehr Ansehen.

In diesem Fall rolle einfach deine Matte zusammen und lege sie unter deinen Arm. Geh, wage und suche, bis du einen Ort gefunden hast, an dem du dich wohl fühlst und gerne angenommen wirst. Deine Fähigkeiten, egal wie unscheinbar sie auch sein mögen, werden geschätzt und du wirst dich wieder zu Hause fühlen.

Dort wird dir niemand verbieten, die Morgendämmerung und den Sonnenuntergang anzuschauen oder zu geben und zu nehmen, zu lieben und zu meditieren – dort wird deine neue Heimat sein, in der du wieder dein Leben lebenswert machen wirst.

Dienstag, 1. September 2015

Der leuchtende Mond

Nachts, wenn du den Himmel anschaust, siehst du den Mond, der durch seine Lichtreflexion dir ermöglicht, deine Umgebung in der Dunkelheit zu erkennen. Dann siehst du die Sterne, die ein schönes Bild vom Himmel geben. Und du genießt das Ganze. Denke dabei nicht, dass der Mond wichtiger sei als die Sterne, nur weil er dir größer und leuchtender erscheint.


Du nimmst den Mond so wahr, wie du ihn siehst, nur weil er näher bei dir ist. Es braucht nicht viel, um ihn verschwinden zu lassen. Schließe ein Auge und halte dabei den Daumen vor dein offenes Auge und schon siehst du ihn nicht mehr. Seine Größe und seine Präsenz sind durch eine kleine Geste relativiert.

Dagegen kannst du die Sterne nicht so einfach verschwinden lassen. Sie bedecken den ganzen Himmel und lassen sich durch dieselbe kleine Geste nicht ausblenden. Dafür musst du schon beide Augen schließen.

Denke daran: Halte dich nicht für den Mond. Die Vorstellung deiner gedachten Größe ist eine Illusion. Es braucht viel weniger, als du meinst, damit sie einfach verschwindet. Und plötzlich zählst du nichts mehr.

Denke daran: Du bist ein Stern unter vielen. Was du dir immer vor Augen halten sollst ist, dass jeder ein Bestandteil von dir ist. Und ein bisschen von dir wiederum, befindet sich in jedem.

Montag, 10. August 2015

eBooks: Wer willst du sein?

Im Juli vergangenen Jahres erschien das eBook "Wer willst du sein?" mit den ersten 100 Einträge aus diesem Blog.
Ergänzend dazu ist jetzt das zweite eBook erhältlich:
www.budo-books.com/de/Digitales/eBooks/Wer-willst-du-sein-2.html
Diese Ergänzung vervollständigt die Blog-Einträge bis zur Veränderung auf das neue Konzept, welche seit vergangenen Juli der erste Grundgedanke ersetzt hat.

"Wer willst du sein?" ist hier erhältlich: AmazonApple, Google, Kobo.
"Wer willst du sein? 2" ist hier erhältlich: Amazon, Apple, Google, Kobo.


Samstag, 1. August 2015

Der Triumph der Wahrheit

Gutes erscheint nur schwer am Leben bleiben zu dürfen. Etwas Gutes ist die Wahrheit. Und somit jedes Mal, wenn eine Wahrheit triumphiert, übertreibt der Mensch sie durch ihr Weitergeben und verändert sie durch seine Erzählungen so lange, bis sie zur Lüge wird. Dadurch verschwindet die darin enthaltene positive Energie. Sie wird verdrängt von Empfindungen, welche meistens egoistische Absichten in sich tragen.

Der Weise spricht nicht über Wahrheit, er lebt sie in der Einfachheit ihres Daseins – ohne etwas zu ergänzen oder etwas wegzulassen. Er erzwingt weder Ereignisse noch Lösungen. Er gibt scheinbar kleinen Dingen große Gewichtung und dagegen beachtet er kaum Dinge, die groß erscheinen – er lässt sich von äußeren Erscheinungen nicht täuschen.

Um die Wahrheit zu finden, untersucht er nicht, wie die anderen – die handeln –, denn er analysiert nicht, sondern wählt nach den Erfahrungen der Vergangenheit und aus dem Gefühl der Gegenwart. Damit verfolgt er den Weg des Nichtdenkens.

Seine Entscheidungen können in die entgegengesetzte Richtung fallen, zu seiner irdischen Vergnügung und zu seinen Interessen. Mit diesem Bewusstsein erzeugt er die Freude der Reinheit in seinem Herzen. Dadurch ist ihm das Gefühl der Untreue nicht bekannt. Seine Vorgehensweise entsteht dadurch, dass er die Unschuld eines Kindes nie verlassen hat.

Derjenige, der weise ist, begrüßt die Wahrheit, gibt sie weiter und lebt sie durch Güte. Ihm liegt der Gedanke des Profits fern. Gegen Ende seines Lebens, langsam müde geworden vom Erlebten, kann er in Gedanken mit einem Lächeln auf seine Vergangenheit zurückblicken, wohlwissend, dass er durch seine Taten keine Reue empfinden wird.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Das Herbstblatt auf dem Wasser

Du solltest dich nicht bedienen lassen, du solltest dein eigener Diener sein. Du sollst alle Menschen auf deiner Augenhöhe ansehen – du bist weder besser noch schlechter als andere, du bist nur anders, weil du einmalig bist. Geh damit stetig einen Schritt weiter auf dem Weg deiner eigenen Entwicklung und mach dich zu einem besseren Menschen – heute besser als gestern.

Du solltest dich nicht beherrschen lassen, du solltest über dich selbst entscheiden können. Deine Aufgabe auf dieser Welt ist die, zu leben, wie du bist, mit dem Respekt für deine Mitmenschen. Niemand sollte dich besser kennen als du dich selbst. Wenn du dich nicht kennst, dann suche nach dir, danach finde dich und anschließend führe dich. Damit wirst du deinen Weg erkennen und begehen.

Du solltest kein Haus haben, denn dein Zuhause sollte immer dort sein, wo du dich befindest. Erkenne, wenn du dich irgendwo nicht zu Hause fühlst, und verlasse diesen Ort, weil dort nicht dein Zuhause ist. Mach dich so lange auf die Suche, bis du dich in deiner Umgebung wohl fühlst und mit ihr eins wirst.

Du solltest keine Familie haben, weil jeder zu deiner Familie gehören sollte. Wenn du deine Liebe einschränkst, verschwendest du positive Energie. Wenn du liebst, um geliebt zu werden, betreibst du ein Tauschgeschäft. Die universelle Liebe kennt keine Grenzen und keine Hautfarbe. Denn wahre Liebe ist selbstlos.

Schlafe unschuldig wie ein Kind, lass in deinen Augen das Licht der Güte erscheinen und lass dich treiben wie das Herbstblatt auf dem Wasser. Strebe nach dieser Erfahrung mit deinem gesamten Wesen und lebe jeden Tag danach. Dann wirst du wissen, was Weisheit ist und wie sie alle Menschen unterstützen kann.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Richtungswechsel

Nach über 200 Eintragungen in meinem Blog ist die Zeit gekommen, etwas zu verändern. Ab jetzt werde ich die Texte nicht mehr in gewohnter Form und mit einem Rhythmus von zweimal pro Woche veröffentlichen. Die Einträge werden einmal im Monat, immer zum Monatsbeginn erscheinen.

Das neue Konzept sieht etwas längere Texte vor, die Gedanken basieren auf asiatischen Weisheiten, welche für unsere Mentalität als Westeuropäer „unverschlüsselt“ weitergegeben werden. Die Testgestaltung wird eine neue Form erhalten, die Botschaften werden intensiver behandelt. Die optische Begleitung wird aus Bleistiftzeichnungen bestehen.

Mit diesen Veränderungen möchte ich dem interessierten Leser intensivere Botschaften übergeben und bewusst mehr Zeit verstreichen lassen, bevor die nächste kommt. Es soll eine stille Einladung sein, sich Zeit zu nehmen für Dinge, die jeder für sich als wichtig einstuft, um sich damit  ausführlicher auseinanderzusetzen. Dadurch kann eventuell ein bleibender Nutzen entstehen.

Weiterhin werden natürlich immer noch Lehrgänge und weitere Informationen auf meinem Blog landen – vielen Dank für euer Interesse und Feedback.

Sonntag, 7. Juni 2015

Verbale Auseinandersetzungen

Eine Diskussion kann sich schnell in einen Streit verwandeln, wenn man das konstruktive Ziel aus den Augen verliert. In solchen Fällen leitet uns unser Ego. Lassen wir uns von ihm führen, verlieren wir die Sachlichkeit im Gespräch und das Ziel verändert sich: Es zählt nur noch, Recht zu haben.

Die Sichtweise des Gegenübers zu akzeptieren und auf ihr aufzubauen, mit dem Ziel, eine gemeinsame Lösung zu finden, ist eine gesunde Einstellung, um ein fruchtbares Ziel zu erreichen und dabei möglicherweise etwas dazuzulernen.

Mittwoch, 3. Juni 2015

Eine Wahrheit, die weh tun könnte

Einen guten Freund erkennen wir u. a. dann, wenn er uns ehrlich sagt, was er über uns denkt.

Eine gute Zeit miteinander zu verbringen oder schöne Erlebnisse zu teilen, das macht aus zwei Menschen noch keine Freunde. Man tendiert dazu, Wahrheiten zu verschweigen, um die betroffene Person nicht zu verletzen oder um mögliche Konflikte zu vermeiden. Und man lässt den „Freund“ fleißig weiter seinen Fehler begehen, unaufhörlich, weil er selbst nichts davon merkt.

An seinem negativen Ansehen tragen wir damit auch eine Teilschuld, wenn wir nicht den Mut haben, ihn auf seine Schwäche hinzuweisen. Letztendlich bleibt es ihm überlassen, ob er sich bessern will und sich freut, dass er darauf hingewiesen worden ist, oder ob er uns als Freund nicht mehr anerkennen will. Diese Wahl sollte ihm überlassen werden. Wichtig ist nur, im positiven Sinn gehandelt zu haben.

Sonntag, 31. Mai 2015

Fehler begrüßen

Oft herrscht die Meinung, dass Fehler etwas Negatives sind. Sie sind aber da, um uns klar zu machen, dass die Lösung in einer anderen Richtung liegt. Das wird aber viel zu oft übersehen, und schon geht der Zeigefinger nach oben, vor allem wenn eine andere Person den Fehler begeht. Das ist einfach! Was ist aber mit den eigenen Fehlern? Heben wir auch so schnell den Zeigefinger oder übersehen oder verstecken wir lieber unsere Schattenseite?
Klar, den anderen gegenüber stehen wir besser da – vielleicht. Ein nicht zugegebener Fehler ist ein Zeichen der Schwäche, sobald er erkannt wird. Aber was passiert mit uns? Wenn wir uns selbst anlügen, ist das noch schlimmer. Außerdem haben wir dabei nichts gelernt und nächstes Mal werden wir denselben Fehler wieder machen.

Donnerstag, 28. Mai 2015

Habe ich wirklich keine Zeit?

Im Zeitalter der unbeschränkten Kommunikation, in dem wir uns befinden, werden wir ständig von allem Möglichen abgelenkt. Mal sind es die Medien, das Smartphone oder die noch nicht beantworteten Mails, aber auch das schöne Wetter, der unerwartete Besuch, der Spaziergang ... Das alles ist in Ordnung und richtig! Wir haben Verpflichtungen und das Leben darf zwischendurch auch noch genossen werden.
Natürlich kennt jeder von uns den Satz: „Ich habe so viel zu tun, ich komme gerade zu nichts!“ Diese Aussage bedeutet, dass wir in der Tat etwas machen möchten, was uns wichtig ist, aber wir lassen uns gerne ablenken. Und natürlich glauben wir fest daran, dass wir „keine Zeit haben“. Mit dieser Einstellung werden wir immer unseren Aufgaben und Wünschen nachlaufen, ohne sie erreichen zu können, und wenn doch, dann nur mit großem Aufwand.

Mit ein bisschen Struktur und Disziplin ist vieles einfacher. Und zwar viel einfacher, als wir je gedacht hätten.

Sonntag, 24. Mai 2015

Das wahre Gesicht der Probleme

Unter bestimmten Umständen haben wir die Tendenz, uns zu ärgern, weil wir dahinter Schwierigkeiten erkennen, die uns belasten. Diese Zustände bezeichnen wir als „Probleme“. Das Erste, was wir dabei übersehen, ist, dass wir Fakten aus einer bestimmten Perspektive betrachten: aus unserer. Anders betrachtet präsentieren sich veränderte Tatsachen. Plötzlich bietet sich eine Lösung an oder wir sehen eine neue Möglichkeit.
Im Erkennen der positiven Aspekte eines Problems steckt immer die Chance, sich zu entwickeln, besser zu sein als gestern.

Man kann sich entscheiden, nie Probleme zu haben, sondern nur Situationen, Aufgaben oder Engpässe, welche es zu bewältigen gilt.

Mittwoch, 20. Mai 2015

Wichtiges im Leben verpasst?

Viele von uns beklagen sich darüber, dass alles immer schneller geht. Die Entwicklung schreitet wie noch nie voran, man hat den Eindruck, dass neues Wissen beim Erscheinen bereits teilweise veraltet ist. Und wir wollen am besten alles Mögliche mitbekommen: die aktuelle Politik begreifen, um mitreden zu können, die neuesten Sportarten ausprobieren, nichts in der Freizeit verpassen, überall dabei sein ...

Wenn wir dann mit dem Rasen fertig sind, sind wir ausgepowert, es bleibt uns einfach nichts. Irgendwann verstehen wir dann (im schlimmsten Fall zu spät), dass wir nur funktioniert haben – und zwar nach den Erwartungen der anderen. Wir wollten eigentlich gutes Ansehen genießen. Und natürlich werden wir nie zugeben, dass wir alles falsch gemacht haben, uns gegenüber auch nicht.

Nicht alles tun, sondern nur das für uns Richtige – darauf kommt es an. Nicht nach Klischees handeln, sondern nach unseren eigenen Bedürfnissen. Und wenn sie bescheiden sind, ist das kein Grund, sich zu verstecken!

Sonntag, 17. Mai 2015

Warum und wie

Jedes Mal, wenn wir uns ärgern, verursachen wir uns selbst Stress. Es kommt sogar vor, dass wir uns über Personen aufregen, die gar nicht anwesend sind, oder über Situationen, welche der Vergangenheit angehören. Das sind deutliche Beispiele für unnötige Belastungen, die wir in unserem Kopf schöpfen, ohne dass die betroffene Person überhaupt etwas davon mitbekommt oder die vergangenen Geschehnisse geändert werden können. Absolut unnötig!

Es ist empfehlenswert, das „Warum“ durch das „Wie“ zu ersetzen. Anstatt sich zu fragen: „Warum passiert so etwas?“, ist es besser, sich zu fragen: „Wie kann ich es anders anpacken?

Donnerstag, 14. Mai 2015

Ein Kaffee jeden Tag

Der Meister fuhr jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit. Für gewöhnlich holte er sich morgens immer einen Kaffee bei der Bäckerei am Bahnhof. Er hatte nach einer gewissen Zeit einen Obdachlosen wahrgenommen, der sich morgens am Bahnhof aufhielt. Der Mann in der Bäckerei erzählte dem Meister, dass er dem Obdachlosen gelegentlich einen Kaffee ausgab.

Der Meister traf eine spontane Entscheidung und sagte: „Das ändern wir jetzt. Er soll jeden Tag einen Kaffee bekommen, ich bezahle ihn. Er soll aber bitte nicht erfahren, von wem der Kaffee kommt.“ Damit wollte er sich nicht profilieren, er wollte lediglich auf derselben Augenhöhe bleiben.

     Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.
     – Gichin Funakoshi

Sonntag, 10. Mai 2015

Gorin no sho – Wissen und Talent #11

Musashi schreibt:

[...] Wissen und Talent stoßen in der Menschenwelt auf Grenzen; das gilt sogar für die Kampfkunst. Darum soll der Geist dem „Nichts“ gehören. Dieses bedeutet: Unbegrenzt-Sein. 

Als Bestandteil der Gesellschaft bekommen wir ständig Impulse und werden kontinuierlich beeinflusst. Das ist zwar bereichernd, aber – und es ist kein Widerspruch – es ist auch eine geistige Einschränkung! Es handelt sich überwiegend um eine rationelle und analytische Erziehung: Ich mache etwas, weil ... ich unterlasse etwas anderes, weil. Das fokussiert uns auf etwas Bestimmtes und dadurch entstehen Grenzen und wir übersehen das Ganze, welches über die Sinne hinausgeht.

Mit „Nichts“ bezieht sich Musashi auf die Befreiung von Konventionen und das Wissen. Dadurch kann man unvoreingenommen handeln, es entfaltet sich das Entscheidende, basierend auf Intuition. Das Loslassen von vorhandenen Kenntnissen erweitert uneingeschränkt den eigenen Horizont, lässt uns gedachte Grenzen überschreiten.

Donnerstag, 7. Mai 2015

Es gibt nie nur eine Wahrheit

Der junge Schüler war davon überzeugt, dass, wenn jemand ungerecht handelt, er unverzüglich dafür bestraft werden muss. Darüber diskutierte er mit seinem Meister, der die Meinung vertritt, dass eine Situation zuerst mit Sorgfalt abgewogen werden soll, bevor eine Entscheidung getroffen wird, welche eventuell später bereut werden muss. Hartnäckig hielt der junge Mann an seiner Meinung fest.

Auf dem Sofa lag zwischen den beiden Männern ein Kissen. Der Meister hob das Kissen, zeigte dem Schüler die untere Seite davon und sagte: „Dieses Kissen hat eine glatte Oberfläche, oder?“ „Ja“, lautete die Antwort. „Für mich hat es aber ein schönes Muster“, dabei drehte der Meister das Kissen um und zeigte dem Schüler die schön dekorierte Oberseite. „Es gibt nie nur eine Wahrheit. Es ist immer eine Frage der Perspektive, aus der eine Situation betrachtet wird.“ Der Junge starrte sprachlos und mit offenem Mund auf das Kissen. Der Meister ging, wissend, dass der Schüler auf dem richtigen Weg war, die Lektion zu verstehen.

Sonntag, 3. Mai 2015

Gorin no sho – Steifheit und Beweglichkeit #10

Musashi schreibt:

[...] Steifheit verursacht eine „tote Hand“, Beweglichkeit ist die Quelle einer „lebenden Hand“. [...]

Flexibel und anpassungsfähig zu sein, sind grundsätzliche Voraussetzungen, um siegreich aus einem Kampf hervorzutreten. Bekanntlich ist Bewegung Leben und Stillstand Tod. Das wissen wir sowohl aus der Biologie als auch aus der Wirtschaft. Aus alten Weisheiten wissen wir, dass alles im Leben fließt.

In den Kampfkünsten bezieht sich das Prinzip nicht nur auf die körperliche Beweglichkeit, sondern auch auf die geistige: die Konzentration nicht „steif“ auf einen Punkt fokussieren, sondern „beweglich“ auf das Gesamtbild fließen lassen. Vorzeitig erkennen und entsprechend handeln, am besten ohne den Intellekt einzuschalten (Mushin). Diese Lehre ist eine sehr wichtige Lebenseinstellung, welche uns täglich begleiten sollte.

"Be water my friend"
  Bruce Lee

Mittwoch, 29. April 2015

Begegnung mit Schwierigkeiten

Wenn etwas Unangenehmes im Leben vorkommt, wäre es schön, wenn die Situation sich von allein lösen würde. Mit etwas Geduld kann dies teilweise sogar auch vorkommen. Allerdings sollten wir in den meisten Fällen selbst aktiv werden, um ein Hindernis zu überwinden. Wir tendieren gerne dazu, die unschönen Angelegenheiten zu verschieben oder zu übersehen, obwohl es uns bewusst ist, dass das keine Lösung ist. Es ist sogar nachgewiesen, dass aufgeschobene Probleme oder Aufgaben zu Krankheiten führen können.

Es gibt aber eine gute Methode, Schwierigkeiten verschwinden zu lassen: sie lösen! Sich in eine nicht gewollte und unangenehme Situation voller Energie reinzustürzen, am besten schnell, um einer Verbreiterung der Schwierigkeit zuvorzukommen, das schafft uns einen Zeitvorteil. Und dem Ganzen natürlich mit der Einstellung begegnen, dass Herausforderungen da sind, um uns mit neuen Erfahrungen zu bereichern!

Sonntag, 26. April 2015

Gorin no sho – der Felskörper #9

Musashi schreibt:

Der Felskörper bedeutet, dass ein Meister der Kampfkunst urplötzlich wie ein Fels werden kann – unerreichbar und unerschütterlich. Das liegt an seinem absoluten Vertrauen zu sich selbst. [...]

Der beste Kämpfer, ein exzellenter Techniker oder ein besonders guter Lehrer wird als Meister der Kampfkunst angesehen. Die Kontinuität des Trainings und die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit über Jahre haben es ermöglicht, dass der Meister ein besonderes Wissen erreicht hat. Die Entwicklung findet nie linear statt, sondern vollzieht sich in verschiedenen Phasen mit Höhe- und Tiefpunkten – oft begleitet von dem Wissen, dass etwas Unfassbares fehlt. Eine große Meisterschaft kann auch schlagartig passieren. Wenn das der Fall ist, bedeutet es, dass der gewordene Meister nach Jahrzehnten der Suche auf seinem Weg endlich gefunden hat, was er lange vergeblich gesucht hat: Dies ist das blinde Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten.

Mittwoch, 22. April 2015

Es gibt keine Zufälle

Nichts geschieht zufällig, für alles gibt es immer eine Ursache. Jeder von uns baut sein eigenes Leben – bewusst oder unbewusst – selbst auf. Unsere Gedanken und unser Verhalten, Aktivitäten und Pausen: Sie gestalten sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft. Vieles wird bereits im Unterbewusstsein gesteuert, also völlig unbewusst. Dadurch entstehen oft Krankheiten und Leiden. Und wenn es finanziell nicht so gut läuft, wie wir es uns vorstellen, ist weder die momentane Krise noch die Firma, in der wir arbeiten, schuld daran.
Unsere Vorurteile, negative Gedanken und Einflüsse aus Nachrichten oder aus dem Bekanntenkreis nehmen wir oft komplett „ungefiltert“ an. Wenn dann Unangenehmes kommt, denken wir: „Warum passiert gerade mir so etwas?“
Die Übernahme der Verantwortung für alles, was wir denken und fühlen, ist der erste Schritt zu einem glücklicheren und selbstbestimmten Leben.

Sonntag, 19. April 2015

Gorin no sho – der Neuanfang #8

Musashi schreibt:

Wenn man sich mit dem Gegner verwickelt hat und kein Ende des Kampfes in Sicht ist, verwerfe man seine bisherigen Pläne und stelle sich vor, noch einmal von vorn in einem ganz anderen Takt zu beginnen. [...] Das nennt man den »Neuanfang«. [...]

Ein große Herausforderung für uns Menschen ist immer das Loslassen gewesen und es wird immer so sein. Das ist leider eine partielle Sichtweise der Dinge, die einen eine gute Lösung leicht übersehen lässt. Man verkrampft sich in Gewohnheiten und altem Wissen, zusätzlich lässt man Flexibilität und Veränderung keine Chance, sich zu entfalten.
Wenn man merkt, dass man bei einer bestimmten Aufgabe oder in einer bestimmten Situation nicht weiterkommt, sollte man den Mut aufbringen, auf das bereits Erreichte zu verzichten, um ganz von vorne anzufangen, bewaffnet mit einer neuen Taktik und einer frischen Sichtweise.

Donnerstag, 16. April 2015

Sich vorschreiben, unglücklich zu sein

Richtig erfolgreiche Menschen sind diejenigen, die ausgeglichen sind und ein glückliches Leben führen. Auch sie stoßen auf Widerstände, beklagen sich aber trotzdem nicht oder selten und gehen ihren Weg voller Energie und Lebensfreude weiter. Sie sind nicht immer reich oder vollständig gesund: Sie haben gelernt, Situationen, die sie nicht ändern können, so hinzunehmen, wie sie sind, und erfüllt darin zu sein.

Diese Menschen beeindrucken uns, wir möchten gerne auch so wie sie das Leben genießen.
Wo liegt die Schwierigkeit? Niemand außer uns selbst schreibt uns vor, unglücklich zu sein.
Wir können uns einfach mit einem zufriedenen Menschen unterhalten, nach seiner Art, die Dinge zu sehen, fragen und – mit der eigenen Vorgehensweise – seine guten Ratschläge annehmen und sie in unserem Leben einsetzen.

Sonntag, 12. April 2015

Gorin no sho – die Kampfhaltung #7

Musashi schreibt:

[...] Die Kampfhaltung muss im Alltag bewahrt werden. Sie muss zur gewöhnlichen Haltung werden. Darin übe man sich ohne Unterlass. 

Ein großes Geheimnis der Kampfkünste besteht darin, Bewegungen unendlich zu wiederholen, bis sie natürlich werden. Sollte eine Situation auftreten, in der man kämpfen muss, dann sollten die Techniken einfach, ohne darüber nachzudenken und somit intuitiv geschehen.

Darüber hinaus sollten Bewegungsmuster und Einstellungen in den Alltag übernommen werden, um das Üben zu intensivieren.

Das gezielte Gehen, die bewusste Atmung, die kontrollierte Entspannung und genauso eine schnelle Auffassungsgabe, das Voraussehen, das Fühlen einer Situation, die unmittelbar bevorsteht, sind unentbehrliche Übungen für Körper und Geist, welche zum Alltag eines guten Kampfkünstlers gehören.

Donnerstag, 9. April 2015

Eine empfehlenswerte Vorgehensweise

Ein gewagter Schritt – privat oder beruflich –, bei dem man nicht weiß was kommt, wird oft von Bedenken und Ängsten begleitet. Es ist wie Autofahren mit angezogener Handbremse.

Sobald die Entscheidung zur Handlung getroffen ist, ist es ratsam, Energie nicht in potenzielle Hindernisse oder mögliche Fehler zu investieren, sondern in Lösungen. Zu zögern und zu zweifeln bremst nur ab. Dazu kommt, dass die befürchteten Probleme nicht unbedingt auftreten müssen und wenn ja, dann sind sie oft viel einfacher zu bewältigen, als man es sich zunächst vorgestellt hat. Sollte man versagen, gut: So hat man gelernt, wie es das nächste Mal anders angegangen werden muss, und man ist um eine weitere Erfahrung reicher.
Schlimm ist es nur dann, wenn man keinen Schritt geht, aus Angst zu versagen: Bekanntlich ist nicht zu handeln auch eine klare Entscheidung.

Sonntag, 5. April 2015

Gorin no sho – den Schatten bewegen #6

Musashi schreibt:

Wenn man die Absichten des Gegners nicht durchschauen kann, muss man "den Schatten bewegen" [...]

Nicht alle Situationen entfalten sich uns klar und deutlich. Teilweise offenbart eine neue Sichtweise Lösungen, oft müssen wir aber zuerst handeln, um Veränderungen zu verursachen, welche mögliche Antworten auf unsere Fragen bieten.
Im Kampf ist es klar: Eine Veränderung der Deckung, der Distanz oder des Rhythmus bewirkt eine Reaktion. Und auch wenn keine Gegenbewegung erfolgt, wird eine mögliche Intention des Gegners deutlicher. Mit einer geschulten Aufmerksamkeit können Alltagssituationen vergleichbar offensichtlich werden. Wie im Kampf ist es „nur“ notwendig für alles empfänglich zu sein, was uns begegnet, und stets bereit zu sein, „den Schatten zu bewegen“.

Donnerstag, 2. April 2015

Kime – die Verbindung der Energien

Ki = innere Energie, Me = verbinden. Die Verbindung der Energien (im Bruchteil einer Sekunde).

Im Laufe der Jahre wird ein Karateka immer wieder mit dem Konzept des Kime konfrontiert. Je weiter er kommt, desto fassbarer wird für ihn das Prinzip. Zu Beginn wird er nur die körperlichen Komponenten wahrnehmen und zum Ausdruck bringen, erst später kommt der geistige Aspekt dazu, und der Kreis schließt sich.

Das Kime formt den Charakter des Karateka. Diverse Umstände im Leben fordern entschlossene Entscheidungen, das Fokussieren auf eine Situation in einem bestimmten Moment. Eine Verzögerung würde eine sich ergebende Gelegenheit verpassen lassen.
Der erfahrene Karateka verpasst ebenso, wie alle anderen Menschen auch, die ein oder andere Chance. Was er aber gelernt hat, ist, dass er die volle Verantwortung dafür trägt.

Sonntag, 29. März 2015

Gorin no sho – der Weg des Langschwertes #5

Bild: Fabbrizioni
Musashi schreibt:

Wenn man den wahren Weg des Langschwertes erkannt hat, kann man es leicht mit zwei Fingern schwingen. Das Schwert zu schnell zu bewegen ist falsch. Man soll es stets mit ruhigem Geist handhaben. [...]

Die Kampfkunst wird sich erst dann entfalten, wenn man sie mit Gelassenheit praktiziert. Eine Zielsetzung, die mit Verbissenheit verfolgt wird, versetzt das Angestrebte weiter in die Ferne. Dabei verkrampft man sich und man kann nicht „das Langschwert mit zwei Fingern schwingen“. Außerdem – und das ist eine wichtige Lehre der Kampfkünste, welche auf dem Zen-Buddhismus basiert – lässt uns das zu starke Fokussieren des Ziels das „Gesamtbild“ übersehen. Dabei gibt uns die Gegenwart das Wissen, welches benötigt wird, um überhaupt ein Ziel zu erreichen.
Eine gelassene Geisteshaltung entspannt und ermöglicht uns in der Gegenwart eine natürliche Art der Weiterentwicklung.

Donnerstag, 26. März 2015

Zum Erlangen von Harmonie

Kalligraphie "Harmonie" von Anki Takahashi
Ein guter Freund von mir hat neulich gesagt:
„Zum Erlangen von Harmonie benötigt es den Kampf. Die Harmonie ist eine Phase, ein Augenblick zwischen dem Kampf und den Kompromissen.“

In den seltensten Fällen ist Harmonie dauerhaft: Jede Kleinigkeit kann sie unterbrechen.
Vielleicht ist sie eine Illusion, weil sie schneller wieder verschwindet, als man sich vorstellen kann. Und sie ist ein Augenblick, der oft übersehen wird. Außerdem muss sie gepflegt werden, damit sie überhaupt entstehen kann. Kämpfe und Kompromisse sind anstrengend: Es wäre schade, wenn wir unsere Energie verbrauchen würden, ohne die kurze Phase der Harmonie als verdiente Belohnung zu genießen. Es ist Realität, dass im Leben nicht immer alles einfach läuft. Die Harmonie wahrzunehmen und damit umzugehen macht uns bodenständig und ermöglicht es uns, jeden Augenblick der Freude zu genießen.

Sonntag, 22. März 2015

Gorin no sho – eine gelassene Haltung #4

Musashi schreibt:

[...] Zunächst wird man jemanden besiegen, der einem unterlegen ist, bis man schließlich einen Krieger bezwingt, der einem überlegen ist. [...]

Hier ist die Rede von der geistigen Haltung in extremen Situationen und das strenge tägliche Üben. Aus der Beherrschung der körperlichen Fähigkeiten ergibt sich ein großes Vertrauen in sich selbst. Daraus resultiert wiederum ein ruhiger Geist. Damit gewinnt man eine gelassene Übersicht auch in scheinbar unüberwindbaren Situationen. Das gilt natürlich nicht nur für den Kampf.

Mittwoch, 18. März 2015

Eine begrenzte Sichtweise

Alt werden soll gelernt sein. Oft hat man Angst davor und meistens wird der Prozess als unangenehm empfunden – und diese Einstellung ist bereits in jungen Jahren teilweise vorhanden. Dabei gibt es eine entgegengesetzte Entwicklung, die gar nicht berücksichtigt wird: Biologisch altert zwar der Mensch, geistig aber entwickelt er sich immer weiter. Die Lebenserfahrungen in unterschiedlichen Facetten des Lebens sind ein gesammeltes Wissen, das den nicht mehr jungen Menschen bereichert. Einiges kann intensiver erlebt werden, wenn man es zulässt. Negative Situationen können mit mehr Gelassenheit als in jungen Jahren  bewältigt werden. Die eigenen Fähigkeiten können besser eingeschätzt und dosiert werden, weil man sich selbst besser kennt.

Ja, die allgemeine Meinung zu dem Thema berücksichtigt das biologische Voranschreiten, aber nicht das geistige Wachstum. Würde man beides auf die Waage legen, würde eine bessere Lebensqualität daraus resultieren.

Sonntag, 15. März 2015

Gorin no sho – der durchdringende Blick #3

Musashi schreibt:

[...] Im Kampf muss der Blick auf den Gegner alles erfassen können. Es gibt den durchdringenden und den wahrnehmenden Blick; der durchdringende Blick ist der stärkere. Es geht darum, Entferntes so zu erkennen, als wäre es nah, und Nahes aus der Distanz zu betrachten. [...]

An dieser Stelle liefert uns Musashi eine wichtige Lektion für das Leben. Schließlich geht es um das Bewahren der Ruhe in jeder Situation. Themen und Situationen, die nicht in unmittelbarer Nähe sind (zeitlich wie räumlich), sollten wir trotzdem Aufmerksamkeit schenken, damit sie nicht irgendwann, wenn sie aktuell werden, unter Umständen nur schwer überwindbar sind. Andersherum sind wir schnell emotional beeinflusst, wenn wir uns bereits in einer Situation befinden, die uns stark beschäftigt. Dies könnte unsere Betrachtungsweise so beeinflussen, dass wir möglicherweise eine falsche Entscheidung treffen. Das Gesamtbild zu betrachten, gilt im Kampf wie im täglichen Leben.

Donnerstag, 12. März 2015

Den Weg gehen

„Ich gehe meinen Weg“, hört man gelegentlich. Es ist schon eine gute Sache zu wissen, dass man einen Weg geht und nicht ziellos handelt.

Es gibt unendlich viele Wege, die es wert sind, sie zu gehen. Sehr oft sind sie schon gegangen worden: Unser Wissen basiert bekanntlich auf Erfahrungen, die andere Menschen vor uns gemacht haben. Dadurch findet eine Entwicklung statt.

Haben Sie schon mal daran gedacht, einen ganz neuen Weg zu gehen, ohne in die Fußstapfen der anderen zu treten?
Das Rad muss nicht neu erfunden werden, stimmt. Aber damit werden keine eigenen Spuren hinterlassen.
Wenn man etwas grundsätzlich verändern will, wird der Mut benötigt, sich von vorhandenem, routiniertem Wissen zu befreien und noch nie Dagewesenes zu wagen.

Sonntag, 8. März 2015

Gorin no sho – die Grenzen im Kopf #2

Musashi schreibt:

[...] Es genügt nicht, zu lesen, man muss vielmehr so hart üben, als würde man diese Lehre selbst entwickeln wollen und nicht einfach nur übertragen bekommen. Man übe so beharrlich, als sei man selbst verantwortlich für die Entdeckung des wahren Weges. Man vermeide bloßes Nachahmen und mittelmäßiges Üben. [...]

Es ist gut und wichtig, gute Lehrer zu haben und sich in eine Materie so zu vertiefen, bis sie beherrscht wird. Damit hat man ein großes Wissen erreicht. 
Darüber hinaus gibt es aber noch einiges, was durchaus erreichbar ist. Es beginnt mit dem Loslassen: Die erhaltene Lehre als erweiterbar betrachten, wie auch das Wissen der Lehrer – ohne alles in Frage zu stellen, sondern nur mit der Einstellung, dass es kaum Grenzen gibt, außer die, die wir selbst im Kopf haben!   

Mittwoch, 4. März 2015

Gorin no sho – Das Buch der fünf Ringe #1

Miyamoto Musashi
(Selbstporträt – Shimada Museum Kumamoto)
Der japanische Schwertmeister Miyamoto Musashi (1584–1645) schrieb in fortgeschrittenem Alter sein berühmtes Werk „Das Buch der fünf Ringe“. Das Buch handelt von Strategien, Situationserkennungen und Techniken des Schwertkampfes. Es ist nach der buddhistischen Sicht der fünf großen Elemente aufgebaut: Erde, Wasser, Feuer, Wind und Luft.

Hier beginnt eine neue Serie über ausgewählte Passagen aus dem Gorin no sho. Die auf dieser Lehre basierende Sichtweise – an die heutige Gesellschaft angepasst – ist eine interessante Perspektive, um Situationen die angemessene Aufmerksamkeit zu schenken und sie dadurch mit Gelassenheit zu meistern.

Gleich am Anfang des Buches schreibt Musashi:

[...] Der Weg eines Kriegers ist der des Schwertes und der Pinsel [...]

Damit ist die Entschlossenheit gemeint, die in einer extremen Situation unentbehrlich ist, um aus ihr erfolgreich herauszukommen. Das setzt aber voraus, dass der nötige Überblick vorhanden ist. Dieser ergibt sich wiederum aus der genauso unverzichtbaren geistigen Ruhe. Wahre Kraft ist immer das Zusammenspiel von diesen zwei kontrastreichen Elementen.

Das passende Buch zu diesem Thema: Pinsel und Schwert

Sonntag, 1. März 2015

Das Gefühl der Unzufriedenheit

In manchen Phasen des Lebens scheint alles schiefzugehen. Das Gefühl kennt jeder. Es braucht Mut,  da herauszukommen, und den Antrieb, die Problematik zu erkennen und sich mit ihr auseinanderzusetzen.

Vielleicht ist die Unterstützung eines Freundes eine Möglichkeit, die Situation aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Egal in welcher Art, wichtig ist, die eigenen Vorstellungen und Wünsche zu fokussieren. Daraus wird sich eine Lösung entwickeln. Bereits das genaue Definieren der Situation trägt die halbe Lösung in sich.

Mittwoch, 25. Februar 2015

Die Kraft der Stille

Wir leben in einer lauten Welt: Es passiert viel, wir sind ständig beschäftigt, jeder hat viele Interessen, der Fortschritt scheint immer schneller voranzukommen und es gibt immer Neues und Interessantes zu entdecken. Und wir kennen auch den Spruch: Stillstand ist Rückschritt.

Das Ganze ist einfach laut. Bekanntlich befindet sich in einem Streit nicht unbedingt der Lauteste im Recht. Wenn wir Wichtiges mit Aktivitäten übertönen, besteht die Gefahr, dass wir unser Leben nicht leben. Ein Moment der Stille kann uns mehr einbringen als viele dynamische Tätigkeiten.

Sonntag, 22. Februar 2015

Mit kleinen Taten Großes bewirken

Jeden Tag treffen wir kleine Entscheidungen, also handeln wir ständig. Die meisten Geschehnisse scheinen unwichtig zu sein. Dabei aber haben wir die Möglichkeit, zielgerichtet zu handeln: Wir können mit unseren alltäglichen kleinen Entscheidungen viel bewirken.
Die Einkaufstüten einer nicht mehr allzu jungen Nachbarin tragen, die sich damit gerade schwertut. Dem Kollegen unter die Arme greifen, der mit seiner Aufgabe in Verzug ist. Die Person an der Kasse hinter uns einfach vorlassen. Die Vorfahrt gewähren, selbst wenn sie uns zusteht ...

Egal wer wir sind oder was wir tun, wir können  mit kleinen Taten Großes bewirken, weil wir – selbst bei Handlungen ohne besondere Absichten – als Vorbild fungieren können.  

Donnerstag, 19. Februar 2015

Ein entspanntes Leben

Alles, was wir tun, wirkt sich auf unsere Zukunft aus. Auch das, was wir nicht tun, bringt Ergebnisse. Wenn wir etwas verschieben, vielleicht weil wir keine Lust dazu haben, es zu erledigen, wird es uns belasten, weil wir immer wieder an die unerledigte Aufgabe denken, und irgendwann, wenn sie unaufschiebbar wird, werden wir sie uns gestresst unter Zeitdruck vornehmen.

Termine einhalten zu können, den Kopf frei von unnötigem Ballast zu halten und überhaupt ein entspanntes Leben zu führen, erreichen wir durch Aktivität, selbst wenn uns dieser Gedanke auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mag.

Sonntag, 15. Februar 2015

Gesellschaftliche Zwänge

Mache ich wirklich das, was ich möchte, oder werde ich von gesellschaftlichen Zwängen getrieben?

Integration ist sehr wichtig, Freiheit auch. Eine gewisse Individualität, eine Einzigartigkeit kann sich erst dann entfalten, wenn man in der Lage ist, sich von der Masse abzuheben. Das ist förderlich für die eigene Kreativität, und wenn sie frei von Bindungen ist, ermöglicht sie ein vorbildliches Handeln, womit man die Mitmenschen begeistern kann.

Das Rezept ist einfach: Es reicht zu wissen, was man wirklich möchte und sich dabei selbst treu zu bleiben, ungeachtet von Konventionen.

Mittwoch, 11. Februar 2015

Ziele als Wegweiser

Ziele sind genau definierte Wegweiser, die durchs Leben führen.
Wertvolle Energie geht verloren, wenn sie nicht kontrolliert wird. Selbst die beste Begabung verpufft, wenn sie nicht mit einem strukturierten Vorgehen gesteuert wird. Eine Zielsetzung, kombiniert mit einer disziplinierten Vorgehensweise, macht uns stark, weil wir dadurch wissen, was wir wollen und was wir nicht haben möchten.

Es ist ratsam, sich gelegentlich eine Auszeit zu nehmen, um sich zu fragen, ob das vor langer Zeit anstehende Projekt weitergekommen ist, ob und wie wir uns entwickelt haben. Danach die angefangenen Pläne aktiv vorantreiben oder bewusst und entschlossen verabschieden. Beide Linien dann mit Konsequenz verfolgen. Diese Handlungsweise entwickelt den Charakter.

Sonntag, 8. Februar 2015

Subjektivität über Objektivität

Tatsachen lassen uns die Welt objektiv betrachten. Entscheidend ist aber unser subjektives Empfinden. Daraus resultieren die Entscheidungen, welche wiederum Veränderungen bewirken.
Wenn wir etwas als schön empfinden, dann ist es für uns so, weil wir es uns selbst so bewusst machen – oft ungeachtet der Fakten. Wir verlieben uns in eine Person, obwohl sie kein Interesse an uns hat, und wir übersehen gerne diese Tatsache. Wir kaufen uns ein teures Auto, obwohl uns unser Kontostand anders entscheiden lassen sollte. Aber genauso überwinden wir eine Krankheit, weil wir fest davon überzeug sind, dass wir es schaffen, ungeachtet der ärztlichen Meinungen. Oder wir erreichen eine große sportliche Leistung, obwohl der Trainer uns klargemacht hat, dass unsere körperlichen Voraussetzungen nicht dafür geschaffen sind.
Wie immer, Einschränkungen und Grenzen befinden sich nur im Kopf.
  

Donnerstag, 5. Februar 2015

Das Feuer der Begeisterung

Ein gelungenes Projekt, eine befriedigende Tätigkeit wie auch ein erfolgreiches Leben hängen überwiegend von der Begeisterung ab, die man dafür einsetzt. Das glühende Interesse an dem, was wir tun, ist das brennende Feuer in uns, das in anderen entzündet werden kann.

Grund- und Fachwissen sind nur die grundlegenden Voraussetzungen, damit eine Sache gelingt. Wissen allein führt nur zu durchschnittlichen Ergebnissen. Führen wir etwas mit Leidenschaft aus, sind wir in der Lage, mehr zu leisten als erwartet wird. Die dabei stattfindende intensivere Auseinandersetzung mit dem betreffenden Thema führt wiederum zu tieferen Erkenntnissen.
Der wahre Motor des Erfolgs ist also die Leidenschaft.

Sonntag, 1. Februar 2015

Freundschaft und Selbstlosigkeit

Eine Seltenheit ist es, einen echten Freund zu haben. Die Glücklichsten unter uns können eine Handvoll davon zählen, mehr nicht. Was echte Freundschaft bedeutet, ist für jeden von uns etwas anderes, aber der Weg geht sicherlich in eine einzige Richtung: Treue, bedingungslose Bindung, Bereitschaft zu helfen.
Das gilt natürlich in beide Richtungen: Vielleicht werden wir auch von bestimmte Personen, die uns nahestehen, als echter Freund angesehen. Die Frage ist: Sind wir das auch? Zuerst sollten wir geben, bevor wir empfangen! Haben wir auch die Gabe, die Menschen die uns nahestehen, so zu akzeptieren, wie sie sind, oder haben wir das Bedürfnis, sie zu verändern, und zwar so, wie wir es für richtig halten?
Es ist nicht einfach, ein guter Freund zu sein, es bedarf u. a. einer guten Portion Selbstlosigkeit.

Donnerstag, 29. Januar 2015

Wer sucht, der findet!

Wer zielstrebig danach sucht, findet immer etwas, worüber er sich ärgern und dadurch leiden kann.
Diese Art der Beschäftigung ist nicht unbedingt die gesündeste und macht auch nicht glücklich. Außerdem bringt sie uns sehr weit weg von möglichen Lösungen, wenn tatsächlich eine Situation besteht, die gelöst werden sollte. 

Angenommen, das Leiden ist angebracht: Sinnvoll wäre es, daraus zu lernen, um eventuell künftigen ähnlichen Situationen besser zu begegnen.
Die beste Möglichkeit ist immer, die Schuld nicht auf andere zu schieben: Mir wurde nicht die Vorfahrt genommen, sondern ich war nicht konzentriert genug. Ich hatte nicht zu wenig Zeit, um meine Aufgabe zu erledigen, ich hatte sie mir dafür nicht genommen. Verstehe ich mich mit jemandem nicht, trage ich sehr wahrscheinlich auch einen Teil der Schuld daran.

Erkennen wir heute etwas, profitieren wir morgen davon.

Sonntag, 25. Januar 2015

Karate und Alltag

Das Karate wird im Dôjô überwiegend körperlich trainiert. Der geistige Aspekt ist dabei ein unsichtbarer Begleiter, der ständig präsent ist, seine Wirkung entsteht aber überwiegend im Unterbewusstsein.


Das aktive und bewusste Zusammenspiel der zwei Aspekte des Karate – körperlich und geistig – entfaltet die Kampfkunst in ihren vollen Inhalten. Es wäre schade, eine halbe Sache zu machen und auf die tiefere Lehre zu verzichten.
Lektüre, Gespräche, Fragen, Kontakte, Meditation sind alles Möglichkeiten, die dem Karateka zur Verfügung stehen und die er nutzen sollte, um die geistige Komponente immer weiter zu entwickeln.
Wenn wir uns außerhalb vom Dôjô befinden und unseren alltäglichen Tätigkeiten nachgehen, werden wir erkennen, wie das Leben reicher und geradliniger gestaltet werden kann. 

Arayuru mono o karateka se soko ni myômi ari.
Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, das ist der Zauber der Kunst.
Gichin Funakoshi 

Mittwoch, 21. Januar 2015

Ein gutes Maß an Sicherheit

Es ist ein gutes Gefühl, sich sicher zu fühlen. Dafür hat man bekanntlich mehrere Möglichkeiten: ein sicheres Einkommen, eine kompakte Familie, hilfsbereite Freunde und natürlich die gute alte Gewohnheit.
Mit zu viel Bedarf an Sicherheit kann man sich aber auch den eigenen Weg verbauen. Im Leben tauchen gelegentlich unvorhergesehene Ereignisse auf, die unsere Geborgenheit wanken lassen. Wenn wir nie geübt haben, etwas zu wagen, stehen wir im Extremfall planlos da. Dadurch erkennt man, dass Sicherheit eine Illusion ist. Sie kostet uns auch noch viel: Wir bezahlen diese Illusion mit einer guten Portion Freiheit.

Wenn wir beispielsweise gute Ersparnisse zur Seite gelegt haben und einen kleinen Teil davon lieber (zur Sicherheit) nicht in den lang ersehnten Urlaub investieren, bedeutet dies einen bewussten Verzicht auf Lebensqualität.